TIMPO und seine Positionierung auf dem Spielzeugmarkt

Die Figurentypen - die Produktionsweise - die Vertriebsstrategie: TIMPOs genialer Mix

 

Alfred Plath hat für sein Buch einiges an biografischem Material über die Firmengründer von Toys Importers Ltd. zusammen getragen. Salomon Gawrylovitz hatte schon als er noch in Deutschland lebte als Agent für Spielwarenfirmen gearbeitet. Bei seiner Flucht vor den Nationalsozialisten entschied er sich für England als Aufenthaltsort. Dort nahm er den Namen Ally Gee an. Er war also Exildeutscher. Man kann darüber spekulieren, dass er sicher einiges an Vorstellungen über Spielwaren aus Deutschland mitgebracht hatte. Beispielsweise vergleicht Warren K. Mitchell im Buch von Richard O'Brian die frühen TIMPO-Figuren aus Metall mit den älteren Massefiguren aus dem Hause Elastolin. Deutlich erkennt man in der TIMPO-Figur eine Kopie des Vorbilds von Elastolin. Interessant ist es jetzt, diesen Gedanken weiter zu verfolgen: Die Idee einer Cowboy-Figur, die mit einem Gewehr über dem Kopf seitlich schlägt, wird von TIMPO zum Kassenschläger ausgebaut. Die Figur wird in Deutschland in den dreißiger Jahren konzipiert, in England bis in die fünfziger Jahre in Metall und ab den siebzigern in Kunststoff produziert. Als Steckfigur erfährt sie weltweite Verbreitung. Elastolin-Figuren sind auch heute unter Sammlern noch die großen Konkurrenten der TIMPO-Figuren.

 

links die TIMPO-Figur, rechts das Elastolin-Vorbild

Als zweiten Konkurrenten kann man getrost die Firma Britains nennen. Ca. ein Drittel aller Spielfiguren-Typen, die als Toy Soldiers gehandelt werden, sind Britains-Figuren. William Britains hatte schon im 19. Jahrhundert die Produktion von Figuren in der Größe von 54 mm begonnen. Deshalb wird diese Figurengröße oft auch als Britains-Size bezeichnet. Das Hohlgussverfahren wurde von William Britains entwickelt, um Material und Gewicht zu sparen. Und auch das Prinzip der Steckfigur ist eine Entwicklung aus dem Hause Britains: die Firma Herald (früher Zang) stellte diese Swoppets her und wurde von Britains aufgekauft. Alle drei technischen Neuerungen übernahm TIMPO von Britains. James Opie berichtet, dass TIMPO Mitte der fünfziger Jahre das Ziel hatte, als zweiter neben Britains genannt zu werden, was die Qualität der Figuren angeht. Kinder schien das nicht so zu interessieren, denn der Realismus in Formgebung und Bemalung ist nur einer der Gründe, eine Figur fürs Spielen begehrenswert zu finden. Britains verkaufte seine Figuren in exklusiven Geschäften wie Harrods, man bekam sie nicht überall, TIMPOs schon...

 

die erstens Swoppets von 1958, nicht von TIMPO, 

sondern von Herald, einer von Britains aufgekauften Firma

Als Vorbild in der Vermarktung der Figuren möchte ich noch einen dritten legendären Namen ins Spiel bringen: die "dime-store-soldiers". Für deutsche Sammler ist diese Bezeichnung eher nicht geläufig. Dimestore-Figuren zeichnen sich nicht durch einen Firmennamen aus, sondern durch einen Vertriebsweg. Sie waren in den USA in den 30er bis 50er Jahren überall in Billigläden zu erhalten, in sogenannten "five and ten-cent-stores". Eine dieser Ketten ist auch heute noch zu finden und führt ein Spielzeugsortiment, die Firma Woolworth. Die Figuren waren erfolgreiche Massenartikel. Millionen von Jungs hatten kleine Armeen und konnten einzelne Figuren dazukaufen, wenn sie einen Nickel oder einen Dime an Geld dabei hatten. Die Figuren waren einzeln erhältlich und lagen in Schüttboxen in Greifhöhe der Kinder aus. Hersteller der Figuren waren u.a. Auburn, Barclay und  Manoil. Die Größe war für alle Hersteller genormt auf 82 mm. Diese Informationen stellt Bertel Bruun in seinem Buch bereit.

ein Mädchen von Barclay, eine hübsche Dimestore-Figur